Montag, 17. Juni 2013

Video-Retrospektive einer Pubertät

Bevor es mich Anfange der 90er erwischt hat, war eigentlich alles in Ordnung. Irgendwo bewegte ich mich zwischen Barbie Traumhaus, Ed von Schleck Eis und dem Guns’n’Roses Einfluss meiner älteren Cousine. Ohne ganz zu verstehen, warum Axel Rose so enge Hosen anhatte.

 
Jeder hat wahrscheinlich den einen Augenblick oder Moment auf dem Weg des Erwachsenwerdens, an den er sich zurück erinnert und leise vor sich her spricht: „Genau da war ich kein Kind mehr.“
Bei mir war es ein einschneidender Moment, indem ich mich komplett von Barbiepuppen gelöst habe. Es war der 08.04.1994. Mit dem Tod Kurt Cobains fing sie an: Meine Pubertät in den neunziger Jahren.


Nachdem ich meine 2unlimited CD gekauft hatte – Ja richtig gehört- führte mich ein innerer Drang schon sehr früh dazu mich einfach coolerer Musik zuzuwenden. - Nirvana eben!




In meinem „Ihr könnt mich“- Look, bestehend aus Doc Martens, an der Seite aufgeschnittenen Levis Jeans, schwarzem Tank Top mit dazu passendem Karo-Hemd, fühlte ich mich ziemlich cool. Die Lederbänder an Hals so wie am Handgelenk durften auf keinen Fall fehlen. Doch blieb de Grunge Look nicht für immer, auch wenn ich mir fast "Kurt 4ever" auf den Unterarm tätowiert hätte, in einem Bonner Bong-Shop der gleichzeitig diese neuen Piercings anbot. Besser war’s. Stattdessen konnte ich dutzenden Freundinnen, dabei zu gucken, wie sie ihr Tribal Tattoo auf dem Rücken oder auch mal an der Leiste bekommen haben. (Eine von Ihnen betitelte es letztens ganz klassisch als Jugendsünde) Vielleicht sind Tribal Tattoos auch einfach eine Sünde an sich. 



Der Fernseher war Medium Nr. 1 und niemand verabredete sich mit Handys, geschweige denn Facebook. Jared Leto war unbeschreiblich süß in seiner Rolle als Jordan Catalano, in der Teenie Kult-Serie „Willkommen im Leben“. Jeden Sonntag fieberte ich mit Claire Danes, in der Rolle der Angela mit und hoffte, dass sie bald mit ihrem Schwarm zusammen kommt. Erinnert an den Liebeschmerz meines eigenen, im zwei Wochen Rhythmus wechselnden Jordan Catalanos.




Tja inzwischen vergingen ganze Nachmittage mit Viva Interaktiv, Talk Shows, dem Fresh Prince von Bel Air oder der Nanny, wenn ich nicht gerade meiner neue Crossover Liebe nachging.
Die SkaterWelle erwischte auch mich, aber anstatt meine Hufe aufs Board zu schwingen, blieb es bei schmachtender Bewunderung für die Jungs gepaart mit von mir gespielter Lässigkeit. In der Zwischenzeit standen die Doc Martens schon länger im Schrank und wurden durch dicke fette Emerica Skaterschuhe (Airwalks, Vans etc.), -shirts und ein paar handfeste Dickies getauscht.





Und sowieso waren wir viel zu cool für Techno. Anstatt wie heute in irgendwelchen Elektroshuppen rumzuhängen, fanden wir Techno ziemlich uncool. Wir vergruben uns lieber mit alternativer Mucke von Garbage, No Doubt und Rage against the Machine, weil wir Freizeit-Philosophen ja sowieso viel tiefsinniger waren als der Rest der Welt.



Trotzdem ließ ich 1997 ab und zu mal ein wenig Sunshine, zur Loveparade Hochzeit, in mein Herz. Während ich mir einbildete taff durch die Straßen zu laufen, mit all diesen Augen, die auf mich gerichtet waren. Das war schon ein Thug Life.




 
Zum Ende hin verirrte ich mich mehrmals in R’n’B Schuppen. Während ich mir nicht darüber bewusst war, welche Bedeutung diese Zeit einmal für mich haben sollte.


1 Kommentar:

  1. Willkommen im Leben habe ich mir vor etwa zwei Jahren auf DVD gekauft und schau sie heute noch ab und an. Ich mag sie immer noch, obwohl ich über viele Dinge heute lachen kann :)

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Hi und danke für Deinen Kommentar.